Der Beginn des Therapiereiten beim Reiterbund Wels
Als Freunde und Partner im Sport haben wir die Pferde schon immer gesehen. Darüber hinaus können Pferde aber auch wertvolle Helfer in therapeutischer Hinsicht sein, sowohl bei physischer als auch psychischer Therapie.
2005 wurde im Reiterbund die Idee geboren, unser bisheriges Engagement in der Jugendarbeit um den Bereich des therapeutischen Reitens zu erweitern. Begonnen wurde 2006 noch am alten Standort in der Dragonerkaserne mit dem Therapiepferd Chicco, welches mit Unterstützung des eww erworben werden konnte. Um den großen Bedarf in Wels und Umgebung abdecken zu können, hat sich der Reiterbund Wels entschlossen, beim Bau der neuen Reitanlage ein Therapiezentrum zu integrieren, das speziell für Hippotherapie und Heilpädagogisches Reiten ideale Rahmenbedingungen bietet. In Kooperation mit dem integrativen Schulzentrum (ISZ) wird seither im Rahmen einer dislozierten Schulklasse an vier Wochentagen Kindern mit besonderen Bedürfnissen die benötigte Therapie ermöglicht. Die Kinder werden direkt aus dem Unterricht, der am Therapietag in der Reitanlage stattfindet, zur Therapie gebracht; ohne lange, mühsame Anfahrtszeiten.
Seit dem Bau der Wolfgang Jakubec Reit- und Therapiehalle 2013 ist der Therapiebetrieb abgekoppelt vom normalen Reitbetrieb und kann völlig ungestört ablaufen.
Was ist Hippotherapie?
Unter Hippotherapie versteht man eine spezielle physiotherapeutische Maßnahme, die bei behinderten und kranken Personen eingesetzt wird und das Pferd und dessen dreidimensionale Gangbewegung unter medizinischen Gesichtspunkten nutzt. Das Ziel ist krankhafte Bewegungsmuster zu hemmen und normale Bewegungs- und Haltungsmuster einzuüben. Dabei wird der Mensch durch ganzheitliche Förderung körperlich, emotional, geistig und sozial angesprochen.
Keine andere physiotherapeutische Behandlung bietet die Möglichkeit sich in aufrechter Haltung mit fremden Beinen durch den Raum bewegen zu können. In der Bewegung schwingt der Rücken des Pferdes dreidimensional auf/ab, rechts/links, vor/zurück. Daraus resultiert eine Rotation (90 – 120 x pro Minute). Der direkt auf dem warmen Pferderücken sitzende Klient muss nun ständig auf diese Bewegung reagieren. Er muss sich durch die Arbeit der eigenen Muskeln aufrichten und auf die Fliehkräfte reagieren. Spastisch verkrampfte Muskeln werden gelockert und die Hüftgelenke mobilisiert. Es kann ein Gefühl für ein stabile symmetrische Körperhaltung aufgebaut und der Bewegungsplan „GEHEN” entwickelt werden. Das “reagieren müssen” wird vom Patienten nicht als therapeutische Mühe oder Zwang wahrgenommen, sondern als positive Leistung, zu der ihn das Pferd motiviert. Insbesondere therapiemüde Kinder, die oft wegen der vielen anstrengenden Therapien verweigern, lieben die Hippotherapie, die als „Reiten dürfen” erlebt wird.
Wer profitiert von der Hippotherapie?
Menschen mit neurologischen Krankheiten und Bewegungsstörungen, die entweder von Geburt an bestehen, wie bei Cerebralparese, oder die durch Erkrankung (Multiple Sklerose, Halbseitenlähmung nach Schlaganfall) bzw. durch Unfall verursacht wurden.
Die Hippotherapie wird vom Arzt verordnet und von diplomierten Physiotherapeuten auf einem speziell ausgebildeten Therapiepferd durchgeführt.
Perspektiven des therapeutischen Reitens im Reiterbund
Um auch den psychologisch heilsamen Aspekt der Pferde zu nutzen, möchten wir in Zukunft das Therapieangebot um die Bereiche heilpädagogisches Reiten und Voltigieren erweitern. Auch reitpädagogische Programme zur Bewegungsförderung der Kleinsten nehmen in unserer Zukunftsplanung Raum ein. Unser Kernanliegen ist und wird auch in Zukunft neben Dressursport und Jugendarbeit die Hippotherapie sein.